Saisonbeginn im Wintersport: Das Team BAZG geht mit neuem Team und grossen Plänen an den Start
Zum ersten Mal seit zwei pandemiegeprägten Jahren findet die Wintersaison im Spitzensport unter gewohnten Rahmenbedingungen statt. Das Spitzensportteam des BAZG steht bereits in den Startlöchern. Nach einer langen Trainings- und Vorbereitungsphase sind die Ziele hochgesteckt – und ebenso hoch ist der Enthusiasmus.
14.12.2022, Michael Schallschmidt
Dank eines milden Herbstes bleibt das Gelände der Wintersportarena in der Lenzerheide auch Anfang November noch vom Schnee unberührt. Auf den Biathlon-Trainingsbahnen gleiten vier Mitglieder des BAZG-Spitzensportteams nachmittags auf Rollerskis über den Asphalt. «Bald stehen die ersten Weltcuprennen an», erklärt Christoph Eigenmann, Chef des Spitzensportteams BAZG: «Wir befinden uns bereits in der heissen Phase und haben eine stabile Mannschaft am Start.»
Das Fundament für einen erfolgreichen Winter habe das Team im Sommer und im Herbst gelegt. «Und zwar mit viel Schiess-, Technik-, und Konditionstraining, eben harter Arbeit», fährt Eigenmann fort. Wichtig sei nun, dass die Athletinnen und Athleten gesund und unfallfrei in die Saison starten können. Das Ziel bestehe darin, wieder Podestplätze auf höchster Stufe zu holen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen und freue mich extrem auf die kommende Saison», sagt Eigenmann.
Konkurrenzfähig auf Spitzenniveau
Mit der Langlauf-WM im slowenischen Planica, der Biathlon-WM im deutschen Oberhof und der EM in der Lenzerheide stehen beim Team BAZG mehrere Grossereignisse auf dem Programm, bei denen sie die Chance haben zu brillieren. «Ich kenne Oberhof sehr gut, da ich dort häufig trainiert habe, unter anderem im vergangenen Sommer», sagt der Biathlet Serafin Wiestner. Er habe eine sehr gute Vorbereitungsphase durchlaufen. «Ich hatte keine Verletzungen und war auch nicht gross krank. Deshalb konnte ich meinen Trainingsplan optimal umsetzen.» Essenziell sei auch die Unterstützung durch das BAZG, die das Spitzensportteam erfahre. «Es ist sehr wertvoll für uns, dass wir uns vollumfänglich auf den Sport konzentrieren können. So haben wir die Möglichkeit, in der Weltspitze konkurrenzfähig zu sein», fährt Wiestner fort. Wie alle Mitglieder des BAZG-Spitzensportteams ist auch er gleichzeitig uniformierter Mitarbeiter des Zolls.
In Oberhof würden nur vier Wettkämpfer pro Nation starten können, erklärt die Biathletin Aita Gasparin: «Doch ich bin zuversichtlich, mir dort einen Platz sichern zu können. Mein Ziel ist es, mehr als nur dabei zu sein.»
In diesem Jahr besteht das Spitzensportteam des BAZG aus vier Frauen und vier Männern. Diese Konstellation habe eine wichtige Signalwirkung, fährt Gasparin fort: «Es ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass Frauen in der BAZG-Spitzensportförderung mitwirken können und dürfen, genauso wie Männer». Nachdem die letzten zwei Winter von der Corona-Pandemie überschattet wurden, freue sich Gasparin darüber hinaus auf eine voraussichtlich normale Saison in diesem Jahr. «Es gab häufig keine Zuschauer bei den Wettkämpfen, sodass es sich anfühlte, als würde man zuhause trainieren.»
Eine wichtige Chance für das Team
Sieben der acht BAZG-Spitzensportler treten dieses Jahr im Biathlon an. Ein Sport, der in der Schweiz lange Zeit eine untergeordnete Rolle gespielt habe, sagt Gasparin. Doch die Zukunft dieses Sports sehe in der Schweiz anders aus. Mitunter da im Dezember 2023 der erste Biathlon-Weltcup und im Jahr 2025 die erste Biathlon-WM in der Schweiz stattfindet. «Das ist eine wichtige Chance für das BAZG-Team, das dieses Jahr im Biathlon sehr stark aufgestellt ist. Grosses wird kommen», sagt Gasparin.
Auch Aitas Schwester Elisa betont die Wichtigkeit der kommenden Grossereignisse in der Schweiz für den Biathlonsport. «Das erste Biathlon-Damenteam gab es in der Schweiz im Jahr 2014. In der Zwischenzeit fand eine grosse Entwicklung statt, sodass wir es schafften, in der Staffel dreimal auf das Podest zu laufen.»
Elisa Gasparin ist seit 14 Jahren als Spitzensportlerin aktiv – acht Jahre davon als Teil des BAZG-Spitzensportteams. Im Hinblick auf die Saison 2022/23 fühle sie sich so fit wie schon lange nicht mehr, erzählt sie. «Zwar hatte ich im Frühling noch Corona, was das Training beeinträchtigte. Dennoch bin ich zuversichtlich, gute Leistungen zu erbringen.» Beim BAZG tätig zu sein gebe ihr einen wichtigen Rückhalt: «Auf diese Art habe ich eine zusätzliche Absicherung, was nicht selbstverständlich ist.»
«Die Unterstützung aus dem Team ist gross»
Die positive Entwicklung des Biathlonsports in der Schweiz spürte auch Lydia Hiernickel, die vom Langlauf zum Biathlon wechselte. «Ich wollte das schon seit längerem ausprobieren, aber es gab in der Schweiz lange nicht die entsprechenden Angebote dafür», erzählt sie. Im Sommer nahm Hiernickel an den deutschen Biathlon-Meisterschaften teil, was ihr bei den Vorbereitungen für den Winter enorm geholfen habe.
Bei ihrem Umstieg in den Biathlon habe auch das Team eine wichtige Rolle gespielt: «Die Unterstützung durch die Kolleginnen und Kollegen ist sehr gross. Ich konnte mich immer an sie wenden, wenn ich Fragen hatte.» Einfach sei der Wechsel nicht gewesen: «Es ist so, als lernt man einen neuen Beruf.» Dennoch verfolgt Hiernickel grosse Ziele für diesen Winter. So wolle sie sich für die EM in der Lenzerheide qualifizieren.
BAZG bleibt in zwei Disziplinen vertreten
Erwan Käser bleibt wiederum auch in dieser Saison dem Langlauf treu, womit das BAZG-Spitzensportteam nach wie vor in zwei Wintersport-Disziplinen antritt. Diesen Winter konzentriere er sich unter anderem auf drei Rennwochenenden im Norden und die Wettkämpfe in Davos. Hinzu kommt der Weltcup im italienischen Ort Livigno, der auf 1800 Meter über Meer stattfindet. «Darauf bereite ich mich besonders gut vor, da die Höhe einen starken Einfluss auf die sportliche Leistung hat», erklärt Käser. Ein grosses Highlight in diesem Winter komme für Käser mit den Wettkämpfen in Prémanon: «Die Stimmung dort ist erfahrungsgemäss grossartig. Zudem liegt das Gebiet in der Nähe von meinem Zuhause.»
Für Käser, der seit Kurzem frischgebackener Vater ist, liefen die Vorbereitungen in diesem Jahr etwas anders als sonst: «Ich hatte normale Trainingstage bis zum Geburtstermin, danach hatte ich eine Erholungsphase, in der ich viel Zeit mit meiner Familie verbracht habe.»
Wie ein zweites Zuhause
Irene Cadurisch habe mitunter der Rückhalt aus dem Team in diesem Jahr besonders geholfen. Die Biathletin hat nach einer längeren Reha-Phase später als die anderen mit dem Training begonnen und startet verspätet in die diesjährige Saison. An den Sport habe sie sich in diesem Jahr bewusst langsam wieder herangetastet. «Trotz allem habe ich eine solide Aufbauphase absolviert und freue mich darauf, in der anstehenden Saison dabei sein zu können.» Cadurisch hat bereits an drei Olympischen Spielen teilgenommen, ihr Fernziel sei die Olympiade 2026 in Italien.
«Das Team ist wie ein zweites Zuhause. Man unterstützt sich gegenseitig, redet über Leistungsdruck, über Erfolge wie auch Misserfolge», erklärt Eigenmann. In diesem Jahr findet sich das Team in einer veränderten Konstellation wieder. Während Selina Gasparin, Ueli Schnider und Martin Jäger ihre Sportkarriere beendet haben und nun beim Zoll Ost ihre Aufgaben meistern, stiessen mit den Brüdern Gion und Sebastian Stalder zwei neue Mitglieder hinzu. Das Team in der neuen Konstellation nach dem Abgang der Teamstützen müsse sich deshalb auch wieder neu finden, sagt Eigenmann: «Dafür gibt es wieder neuen Wind im Team.»