«Herausfordernde Momente gehören zum Sport dazu, genauso wie Erfolge»

Während zwölf Jahren war Martin Jäger Teil des BAZG-Spitzensportteams, bevor er dieses Jahr seine Karriere beendete. Im Gespräch erzählt der Biathlet und Langläufer, wie es sich anfühlt, von nun an zu 100 Prozent an der Grenze im Einsatz zu sein.

29.07.2022, Michael Schallschmidt

Bäume mit sattem Grün und Weizenfelder erstrecken sich auf beiden Seiten der Landstrasse, ehe sie am Horizont auf die Gebirgszüge des Rheintals treffen. An diesem frühsommerlichen Tag wärmt die Mittagssonne das Einsatzfahrzeug auf, mit dem Martin Jäger gerade vom liechtensteinischen Schaanwald nach Buchs unterwegs ist. Es ist kurz nach 12 Uhr und seine Schicht hat gerade erst begonnen. Doch anders als geplant, ist er an diesem Tag nicht in Liechtenstein an der Grenze im Einsatz, sondern am Bahnhof Buchs.

Unvorhergesehene Einsätze gebe es immer wieder, erklärt Jäger gelassen, während er die Grenzzollstelle auf dem Bahnhofsperron betritt: «Manche Aspekte der Arbeit sind Routine, andere wiederum nicht.»

Portrait Jäger draussen
Martin Jäger am Bahnhof Buchs SG

Seine Karriere beim BAZG begann bereits vor 13 Jahren, als er die Ausbildung zum Grenzwächter absolvierte. Als Mitglied des Spitzensportteams war er bis vor Kurzem jedoch nicht nur an der Grenze, sondern oft auch beim Training oder auf der Loipe anzutreffen. Zunächst als Langläufer und ab 2014 als Biathlet. Als Forum Z. Jäger bei seinem Einsatz begleitet und zum Gespräch trifft, arbeitet er seit sechs Wochen wieder in Vollzeit an der Grenze.

Nach der jüngsten Saison hast du deine Karriere als Spitzensportler beendet. Was waren die grössten Highlights für dich als Spitzensportler?

Mein erstes grosses Highlight erlebte ich bereits als ich sehr jung war und das erste Mal an einem Langlauf-Weltcuprennen teilnehmen konnte. Später kamen viele weitere Erfolge hinzu, wie meine Teilnahme an der Langlauf-Weltmeisterschaft in Oslo im Jahr 2011. Das war für mich schon nur deshalb ein Highlight, weil Norwegen ein wichtiges Zentrum für den Langlaufsport bildet. Nachdem ich vom Langlauf zum Biathlon gewechselt habe, nahm ich 2016 erneut an der WM in Oslo teil, was für mich ein weiterer grosser Erfolgsmoment war. Alles in allem blicke ich mit Stolz auf eine Karriere mit vielen Höhepunkten zurück. Im Besonderen auch auf die U23-Weltmeisterschaft im Langlauf, wo ich eine Silbermedaille holte und die Goldmedaille von den Biathlon Europameisterschaften 2021.

Nicht zuletzt war auch die Biathlon Europameisterschaft 2022 ein besonderer Erfolg für mich. Gemeinsam mit drei weiteren Mitgliedern des Spitzensportteams belegten wir den dritten Rang bei der Mixed-Staffel.

Du warst während zwölf Jahren Teil des BAZG-Spitzensportteams. Welche Erfahrungen nimmst du aus dieser Zeit mit?

Als ich 2009 die Grenzwachtschule absolvierte, war es durchaus eine Herausforderung, Spitzensport und Ausbildung unter einen Hut zu bringen. Danach habe ich meine Arbeit an der Grenze als eine angenehme Abwechslung zum Sport wahrgenommen. Als Mitglied des Spitzensportteams bestand meine Hauptaufgabe vor allem darin, zu trainieren und Rennen zu laufen. Natürlich gab es auch Momente, die herausfordernd waren. Doch das gehört zum Sport dazu – wie auch die Erfolge, die ich erleben durfte.

Jäger Jacke Kontrolle

Deine Karriere im Spitzensport ging dieses Jahr zu Ende, die beim Zoll geht weiter. Wie fühlt es sich an, wieder öfter im Einsatz an der Grenze zu sein?

Ich fühle mich gut ausgelastet und gefordert, auch wenn ich den Beruf eigentlich schon seit mehreren Jahren ausübe. Jedoch nicht nur deshalb, weil ich jetzt in Vollzeit an der Grenze arbeite, sondern weil ich auch erst seit diesem Jahr in der Einheit Liechtenstein bin. Zuvor war ich weiter nördlich in Diepoldsau. Deshalb sind das Gelände, das Team und auch die Grenzübergänge noch ziemlich neu für mich. Das erfordert mehr Aufmerksamkeit, als es ohnehin schon der Fall ist. Der Profisport fehlt mir bis jetzt nicht. Ich treibe nach wie vor sehr viel Sport und zwar vor allem, weil es mir Spass macht und um fit zu bleiben.

Um was für Sport handelt es sich?

Ich fahre viel Fahrrad, daran hatte ich bereits während meiner Zeit als Aktivsportler sehr viel Freude. Meinen Arbeitsweg habe ich in den vergangenen Wochen bereits ein paar Mal mit dem Fahrrad zurückgelegt, was einer Strecke von 45 Kilometern entspricht.  

Welchen Tipp gibst du angehenden Mitgliedern der Spitzensportförderung mit, die an der Grenze und auf der Loipe brillieren möchten?

Alle, die sich dafür interessieren, sollen sich auf jeden Fall bewerben. Es handelt sich bei der Spitzensportförderung des BAZG um eine einzigartige Chance, um die berufliche und sportliche Karriere miteinander zu vereinbaren. Man muss sich jedoch auch darüber im Klaren sein, dass es stets viel Einsatz und Durchhaltevermögen braucht. Und auch wenn man eine Niederlage erleidet, lohnt es sich dennoch weiterzumachen. Denn Rückschläge gibt es in jedem Sport und Beruf, was dir aber auch die Chance gibt, dazuzulernen.

Alle Athletinnen und Athleten des BAZG-Spitzensport-Teams sind gleichzeitig uniformierte Mitarbeitende. Neben ihren Höchstleistungen auf der Loipe stehen sie regelmässig an der Grenze und setzen sich für die Sicherheit der Schweiz ein.  Spitzensport im BAZG (admin.ch)

Startschuss beim Zoll für die Stalder-Brüder

Das Spitzensportteam des BAZG erhält mit den Biathleten Gion und Sebastian Stalder Zuwachs. Im August dieses Jahres beginnen sie mit der Ausbildung zum Fachspezialist Zoll und Grenzsicherheit. Gleichzeitig nehmen sie die Chance wahr, von der Spitzensportförderung des BAZG profitieren.

Die Brüder aus dem Zürcher Oberland erzielten bereits grosse Erfolge im Profisport. So belegte der 22-jährige Gion Stalder den ersten Rang im Sprint an den Schweizer Meisterschaften im Jahr 2018 und 2021. Der 24-jährige Sebastian Stalder stellte sein sportliches Können mitunter an den Olympischen Winterspielen in Peking unter Beweis, wo er den 8. Rang in der Mixed-Staffel erreichte.

Wir heissen die beiden Profisportler herzlich Willkommen an Bord und freuen uns auf viele schöne Sportmomente.

Gion Stalder
Gion Stalder
© @nordicfocus
Sebastian Stalder
Sebastian Stalder
© @nordicfocus
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