Aktivierung: Wenn aus einer Zukunftsvision Realität wird

In Ramsen, einem Grenzübergang ganz im Norden der Schweiz, ist die automatische Aktivierung mittels Telematik keine ferne Zukunftsvision mehr, sondern bereits Realität. Damit greift der Zoll zu einer in der Logistik schon weit verbreiteten Technologie, mit der sich Kosten sparen lassen. Kurze Videodemo.

30.11.2021, Nicolas Rion 

Es ist eine europäische Premiere: Der Schweizer Zoll testet den Einsatz der Telematik-Technologie für eine vollständig automatisierte Aktivierung der Zollanmeldungen an der Grenze. Dabei werden Schnittstellen genutzt, die kommerzielle Flottenmanagementsysteme schon heute zur Verfügung stellen. Damit lassen sich kostspielige Investitionen in neue Technologien teilweise vermeiden.

Das Pilotprojekt startete im September 2021 in Ramsen, im Kanton Schaffhausen. Betroffen ist vorläufig nur der eingehende Transitverkehr. Es ist vorgesehen, den Einsatz der Telematik auf weitere Unternehmen oder Grenzübergangsstellen auszuweiten.

Wie es funktioniert: das Beispiel Ramsen

Das Video zeigt die vier Etappen der automatischen Aktivierung an der Grenze via Telematik. Diese Etappen entsprechen dem neuen standardisierten Grundprozess, der im Rahmen von DaziT entwickelt wurde:

  1. Der/die Datenverantwortliche (d. h. die Person, welche die Warenanmeldung für die Warenverantwortlichen, z. B. Versender/in oder Empfänger/in, vornimmt) kümmert sich um die Warenanmeldung. Aktuell geschieht dies im NCTS (Transit).

  2. Der/die Transportverantwortliche (d. h. die Person, die für den Transport der Ware verantwortlich ist) meldet, mit welchem Transportmittel die Ware befördert werden soll. Die Transportanmeldung erfolgt im «Transportcockpit» im neuen ePortal des Eidgenössischen Finanzdepartements. Die Transportanmeldung wird anschliessend mit der entsprechenden Warenanmeldung verknüpft (Referenzierung). Diese digitale Verknüpfung zwischen Waren- und Transportanmeldung ist der Schlüssel zur Aktivierung, mit welcher die Anmeldungen rechtlich verbindlich werden.

  3. In unmittelbarer Grenznähe erreicht das Transportmittel eine Aktivierungszone: Das Telematikgerät des Lastwagens teilt dem Zoll die Ankunft des Fahrzeugs und der darin transportierten Ware mit. Das vollständig automatische Signal erfordert kein Zutun der Fahrerin oder des Fahrers. Die Aktivierung löst in Echtzeit eine Risikoanalyse aus.

  4. Auch das Ergebnis der Risikoanalyse (Selektion) wird dem Zoll, dem/der Transportverantwortlichen (Transportcockpit) sowie den Fahrerinnen und Fahrern (Ampelsystem) in Echtzeit übermittelt. Der definitive Entscheid, ob eine Kontrolle stattfinden muss, erfolgt durch die Mitarbeitenden des Zolls. Die Kontrollen können entweder direkt vor Ort, im rückwärtigen Raum (z. B. in einem Interventionszentrum) oder am Domizil vorgenommen werden.

Worum es geht: Aktivierung von Warenanmeldungen

Die Telematik ist eine der eingesetzten technischen Lösungen, die beim Grenzübertritt eine automatische Aktivierung der Zollanmeldungen ermöglichen. Der Zoll stützt sich hierbei auf eine Technologie, die in der Logistik immer häufiger zum Zug kommt. Die Telematik ergänzt die anderen, im Rahmen von DaziT entwickelten Lösungen, ohne diese jedoch zu ersetzen: die Apps Activ und Periodic. Im Schienen-, Schiffs- und Luftverkehr werden nach und nach weitere technische Lösungen eingerichtet.

Richtig in Schwung kommen wird die Verwendung der automatischen Aktivierung mit der Inbetriebnahme der ersten Version von Passar, dem neuen Warenverkehrssystem, ab Mitte 2023.

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