Was sind die wichtigsten Vorteile der Telematik?
C. V.: Mit dem Einsatz der Telematik wird eine «Win-Win-Situation» geschaffen. Eine effizientere Abwicklung kommt der EZV und den Transportunternehmen zugute, insofern beide Parteien Zeit und Ressourcen sparen. Mit der vollständigen Digitalisierung des Prozesses könnten auch alle Papierdokumente weggelassen werden. Längerfristig werden all diese Aspekte für einen flüssigeren Fahrzeug- und Warenverkehr an der Grenze sorgen.
D. L.: Die Aktivierung via Telematik ermöglicht eine schnellere Datenübermittlung und Risikoanalyse. Der Einsatz eines On-Board-Mechanismus erhöht auch die Qualität der Daten, die der Zoll für die Risikoanalyse übermittelt bekommt. Kurz: Wir entlasten die Wirtschaft und die Verwaltung und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit an der Grenze für Bevölkerung, Wirtschaft und Staat.
Die Voraussetzungen für die Entwicklung der Telematik scheinen günstig – gibt es noch Hindernisse auf dem Weg?
D. L.: Technisch gesehen braucht es nur eine zusätzliche Schnittstelle zu den Telematikanbietern, damit wir die Daten beziehen können, die uns interessieren. Die grössten Herausforderungen betreffen nicht die Entwicklung des Systems, sondern die Infrastruktur, die eingerichtet werden muss, damit das System funktioniert. Bei der Telematik sind die Prozesse automatisiert und physisch nicht sichtbar. Wie wird dem Chauffeur gemeldet, dass er weiterfahren kann oder zur Kontrolle muss? Es können nicht überall spezielle Fahrspuren eingerichtet werden, besonders an kleinen Grenzübergängen ist dies nicht möglich. Deshalb steht die Steuerung der Verkehrsströme mit Telematik im Zentrum unserer Überlegungen.
C. V.: Wichtig ist auch die Absprache mit den Nachbarländern. Wenn das System effektiv funktionieren soll, müssen auch die Nachbarländer die Anpassung ihrer Infrastruktur planen und budgetieren. Auch wenn Übergangslösungen denkbar sind, macht es keinen Sinn eine Technologie zu schaffen, die nur die Schweiz nutzt. Deshalb finden regelmässig Gespräche mit den Nachbarländern und Taxud (Generaldirektion Steuern und Zoll der Europäischen Kommission) statt. Nach dem heutigen Stand sind der Bedarf und der potenzielle Nutzen anerkannt. Nun geht es darum Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
C. V.: Ein erstes Pilotprojekt startet im Sommer in Ramsen (SH). Ein Logistikunternehmen wird die Schnittstelle testen, die wir in Zusammenarbeit mit zwei Telematikanbietern entwickelt haben. Auch ein erstes, kleines Ampelsystem, um die Fahrerinnen und Fahrer über das Ergebnis der Risikoanalyse zu informieren, wird eingerichtet. Danach werden laufend weitere Unternehmen und neue Grenzübergänge in den Prozess integriert. Unser Ziel ist, dass die Aktivierung mittels Telematik im Sommer 2023 läuft, wenn das neue Warenverkehrssystem Passar eingeführt wird.
D. L.: Insgesamt sind wir zuversichtlich, auch wenn auf dem Weg zum Ziel noch viel zu tun ist. Wir sind überzeugt, dass die Aktivierung mittels Telematik eine grosse Innovation beim Warenverkehr sein kann. Die Möglichkeit, die Digitalisierung der Zollverfahren an der Grenze in Absprache mit den Nachbarländern umzusetzen, ist sehr positiv für die Zukunft.