Mitarbeiter auf vier Pfoten: Start der Ausbildung
Bei der Suche nach Betäubungsmitteln, Sprengmitteln, Personen oder verbotenen Waren wie Tabak und artengeschützten Produkten werden die Mitarbeitenden der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) von mehr als 100 Diensthunden unterstützt. Bis die tierischen Spürnasen fertig ausgebildet sind, dauert es zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Forum Z. hat die jüngsten unter ihnen einen Tag lang im Junghundekurs begleitet.
04.05.2021, Ramona Schafer und David Marquis
Manchmal reicht ein gutes Auge nicht, um zu erkennen, ob jemand Drogen, geschützte Tier- und Pflanzenarten oder gar Sprengstoff in die Schweiz schmuggeln möchte. In solchen Fällen hilft eine gute Spürnase, wie sie die Diensthunde der EZV haben.
Einer der neuesten Diensthunde in Ausbildung ist Kash. Er und seine jungen Hundekollegen haben Mitte April den Junghundekurs in Interlaken besucht, im Kompetenzzentrum für Sicherheit, Intervention und Technik, kurz KOSIT.
Arbeit nur gegen Futter
Im Junghundekurs werden spielerisch die ersten Fähigkeiten überprüft. Denn später im Einsatz müssen die Hunde gezielt Waren aufspüren, Personen verfolgen und festhalten können. Damit das gelingt, müssen sie perfekt gehorchen und sich nicht von ihrer Umgebung, z.B. von Menschen oder Geräuschen, ablenken oder verunsichern lassen. «Im Junghundekurs setzen wir beim individuellen Entwicklungsstand der Hunde an», erklärt Lucia Studer, Chefin Diensthundewesen der EZV. «Bei so jungen Hunden ist das Fingerspitzengefühl der Instruktoren gefragt, um zu sehen, was schon geht und was noch zu überfordernd ist.» Für die Hunde selber sei die Ausbildung eigentlich nur ein grosses Spiel. «Hunde machen nur etwas für eine Gegenleistung», so Lucia Studer. Deshalb werden sie nach jeder Übung mit Futter, Kuscheleinheiten oder Spielen belohnt.
Zusammen mit seinem Bruder Kratos aus demselben Wurf ist Kash der jüngste Hund, der diesmal am Junghundekurs teilnimmt. Der vier Monate alte belgische Schäferhund ist einen Monat zuvor frisch bei Hundeführer Sylvain Fleury eingezogen, hat in dieser Zeit aber schon eine Menge gelernt, wie er bei den Übungen zeigt. Die erste Übung: Kash soll an einem Handschuh schnüffeln. Dieser gehört einer Grenzwächterin, die sich in der Nähe versteckt hat und von Kash gesucht werden muss. Der Hund scheint das Spiel zu kennen: Er rennt los und braucht nicht lange, bis er die Grenzwächterin hinter einem Gebüsch aufspürt. Zur Belohnung gibt es Futter. So lernt Kash nach und nach, dass er belohnt wird, wenn er Dinge oder Personen aufspürt, deren Geruch ihm präsentiert wird. Um dem jungen Hund nicht zu viel zuzumuten, ist nach ein paar Wiederholungen aber wieder eine Pause angesagt, auch wenn Kash noch aufgeregt mit dem Schwanz wedelt und einen energievollen Eindruck macht.
Herrchen und Grenzwächter Sylvain Fleury weiss, worauf er sich mit einem kleinen Diensthund eingelassen hat. Selber als Instruktor für Hundeführerinnen und Hundeführer tätig, kennt er sich bereits mit der Ausbildung aus. «Die Arbeit mit Hunden hat mir schon immer gefallen», so Fleury, der auch vor Kash schon Diensthunde in seiner Obhut hatte. «Ich finde die Verbindung zwischen Halter und Hund grossartig. Hunde sind so interessante Tiere, die eine hohe Motivation haben. Sie wollen arbeiten.»
Spezialausbildung für Hund und Halter
Die Ausbildung zum Diensthund dauert zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Am häufigsten sind bei der EZV Betäubungsmittelspürhunde anzutreffen. Einige von ihnen werden als Kombihund ausgebildet, also zusätzlich zum Schutzhund. Den kleineren Teil machen Spürhunde im Bereich von Sprengstoff, Waren aus geschützten Tier- und Pflanzenarten oder Tabak aus.
Während der Junghundekurs zwar der erste offizielle Ausbildungskurs ist, beginnt die eigentliche Arbeit in dem Moment, in dem der Hund bei seiner Halterin oder seinem Halter ankommt. «In den ersten Wochen geht es darum, eine feste Bindung zwischen Mensch und Tier aufzubauen», erklärt Sylvain Fleury. Die Hunde lernen langsam zu gehorchen und beginnen mit kleinen Übungen. Schon bald begleiten sie die Mitarbeitenden auch an den Arbeitsplatz, um sich einzugewöhnen. Am Arbeitsplatz in der Region sowie zuhause nach Feierabend findet denn auch der Grossteil der Ausbildung statt. Die Kurse im KOSIT bauen jeweils auf dem bisher Gelernten auf und vermitteln zusätzlich technische und taktische Fähigkeiten.
Kash kennt also auch schon den Trubel, der an einem Grenzübergang herrscht. Eine weitere Übung im Junghundekurs prüft, wie gut er sich konzentrieren kann. Während Kash nach seinem Spielzeug schnappt, läuft im Hintergrund Musik, Personen stehen rundherum und sprechen miteinander. Der Instruktor schüttelt einen rasselnden Stock neben Kash, der weitere Geräusche verursacht. Kash bleibt auf sein Spielzeug konzentriert, so wie es sein soll.
Ausgebildete EZV-Mitarbeitende, die sich dafür interessieren, als Hundeführerin oder Hundeführer im Einsatz zu stehen, müssen anfangs ein einjähriges «Praktikum» absolvieren, während dem man mit anderen Hundeführerinnen und Hundeführern unterwegs ist und den Arbeitsalltag mit Hunden kennen lernt. Hinzu kommen Theorie, Tests und eine Eignungsabklärung.
Wenn schliesslich der Junghundekurs vorbei ist, sind die kleinen Hunde erstmal geschafft. Der weiterführende Kurs, nach zwei besuchten Junghundekursen, ist ein Grundkurs für Spürhunde, der im KOSIT stattfindet. Wenn es soweit ist, werden die Hunde schon ein ganzes Stück gewachsen sein und dem Ziel, Schmugglern an der Grenze das Handwerk zu legen, etwas näher.