Mitarbeiter auf vier Pfoten: Spielerisch auf der Suche nach Kokain und Co.
Mit rund zwei Jahren beginnt für die jungen Diensthunde die nächste Etappe ihrer Ausbildung: der Kurs für Betäubungsmittelspürhunde. Schritt für Schritt werden die Vierbeiner dabei mit den für sie relevanten Gerüchen bekannt gemacht, bis sie diese erkennen – und finden können.
19.01.2023, Tabea Rüdin
Aufgeregt trippelnd und sichtbar ungeduldig schnüffelt sich der junge und zunehmend selbstsichere Diensthund Kash von Grenzwächter Sylvain Fleury an einer Reihe von Koffern entlang. Bei einem bleibt er stehen, verharrt, sitzt ab und blickt wie gebannt auf das Gepäcksstück. Ein Klick ertönt, ein Spielzeug kommt geflogen, sein Herrchen freut sich mit ihm über seine erfolgreiche Anzeige einer Kleinstmenge Kokain und bringt dies mit ausgiebigem Spiel zum Ausdruck.
Gelungene Grundkonditionierung
Bedingung für eine solche Übung ist, dass der Hund weiss, wonach er suchen muss. «Die Verbindung vom Geruch des gesuchten Stoffes mit einer Belohnung geschieht durch sogenanntes ‘Impfen’ und auch an der Anzeigewand», erklärt der stellvertretende Leiter Diensthundewesen Patrick Bosshard. Impfen? Will heissen, dass dem spielenden Hund die in mehrere Kaffeefilter verpackte Substanz vor die Nase gehalten wird – hier also beispielsweise Marihuana, Kokain oder Heroin. So verbindet der Hund deren Geruch mit dem Spiel, seiner Belohnung. Gleiches geschieht an der Anzeigewand: In einer Wand voller nummerierter Löcher wird in einem der Löcher das gesuchte Betäubungsmittel versteckt. «Zum Auftakt bekommt der Hund ein anderes Halsband», sagt Patrick – das Signal, dass es losgeht. Zunächst muss der Hund jedoch warten und zusehen, wie sein Herrchen oder Frauchen ihm sein Spielzeug zeigt, zur Wand geht und das Spielzeug «in der Wand» (also in der Jackentasche) versteckt. Sobald gerufen, darf der Hund mit der Suche nach seinem Spielzeug loslegen, selbstverständlich durch die Hundeführerin respektive den Hundeführer unterstützt. Ist der Hund am richtigen Loch, riecht er die Substanz und macht eine Anzeige, indem er sich – zu Beginn unterstützt durch ein Kommando – hinsetzt oder hinlegt: Sogleich lassen die Ausbildner ein Klicken ertönen und schiessen einen Tennisball aus der Wand hervor, dem direkt das Spielzeug aus der Jacke folgt. Es folgt ausgelassenes Spiel mit Frauchen oder Herrchen. «Dies im Wechsel gemacht, hilft dem Hund dabei, den Geruch des Stoffs mit seiner Belohnung, dem Spiel, zu verbinden», so Patrick, der derzeit selber seinen dritten Diensthund ausbildet.
Geruch sekundär – ausser Sprengstoff
Grundsätzlich können alle Gerüche so trainiert werden. Es ist auch kein Problem, einen Betäubungsmittelspürhund beispielsweise mit Gerüchen geschützter Tier- und Pflanzenarten oder Notengeld zu konditionieren. Auch bei Sprengstoffspürhunden sei das Vorgehen gleich, sagt Patrick: «Wegen des besonderen Gefahrenpotentials wird hier allerdings nicht kombiniert». Auch dürfe sich ein Sprengstoffspürhund der erschnüffelten Substanz aus nachvollziehbaren Gründen keinesfalls zu stark nähern. Selbstredend sind hier bei einer Anzeige auch besondere Massnahmen nötig.
Training möglichst vieler Szenarien
Derweil beschäftigen sich Kash und Co. mit dem Absuchen von Fahrzeugen. Damit nichts vergessen geht, folgen sein Herrchen und er stets einem fixen Ablauf: von unten nach oben, von vorne nach hinten. In Fahrzeugen verschiedener Bauweise, mit verschiedenen Gerüchen. «Es ist sehr wichtig, die Hunde breit auszubilden, damit sie im Einsatz nicht von unbekannten Umgebungen überrascht oder von ungewohntem Terrain abgelenkt werden», so Ausbildner Patrick. Geübt wird also nebst der Koffer- und Fahrzeugsuche auch die Suche beispielsweise in einem Baugeschäft, in einer Bar, im Zug oder am Bahnhof – immer mit dem Ziel, das geliebte Spielzeug zu finden. Und so ganz nebenbei auch noch Betäubungsmittel, geschützte Arten oder Sprengstoff.