Das Hobby zum Beruf gemacht: Zollarbeit auf dem Wasser
Dominik Habiger ist der erste Bootsführer in der Region Zoll Nord mit einem Hintergrund als Zöllner, und nicht als Grenzwächter. Mit diesem Schritt hat er nicht nur seiner Laufbahn eine neue Wendung gegeben, sondern sich auch einen Traum verwirklicht.
01.07.2021, Tabea Rüdin
Im Basler Hafenbecken befinden sich nebst dem vergleichsweise kleinen Boot der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) vier riesige Containerschiffe, ein weiteres fährt vorbei. «Heute ist richtig viel los hier», sagt Dominik Habiger, der soeben auf dem Fahrersitz der «Basilisk» Platz genommen hat. Nachdem er im Februar den zweiwöchigen Schiffsführer-Grundkurs der Armee besucht hatte, durchläuft er aktuell eine einwöchige Ausbildung auf dem Einsatzboot Zoll Nord auf dem Rhein. Es ist schmaler und wendiger als diejenigen, die auf Seen zum Einsatz kommen. Denn: Das Fahren auf dem Fluss habe seine Tücken, so Dominik Habiger: «Begrenzte Platzverhältnisse mit Booten in allen Grössen, Schwimmerinnen, Brückenpfeiler und dann noch die Strömung – da muss man den Kopf bei der Sache haben». Souverän navigiert er die Basilisk unter den Augen seiner Ausbildner aus dem Hafenbecken hinaus und vorbei am Dreiländereck, wo die Hafenaufsicht ihm per Funk die Erlaubnis für die Weiterfahrt aufs «offene Wasser» erteilt.
Zoll und Schifffahrt – zu vereinen?
Seit sieben Jahren ist Dominik Habiger, gelernter Automechaniker, bei der EZV. Angefangen hat er als Zollassistent in Rheinfelden, ist bald zum Zollrevisor aufgestiegen und hat schliesslich die zweijährige Ausbildung zum Zollfachmann in Angriff genommen. «Mich faszinieren die thematische Bandbreite beim Zoll und die vielen Weiterentwicklungsmöglichkeiten», erzählt er. Schon vor drei Jahren sah er, der praktisch von Kindsbeinen an jede freie Minute auf dem Wasser verbringt und auch ein eigenes Boot besitzt, eine Stellenausschreibung zum Bootsführer: «Damals war es aber begrenzt auf Leute aus dem Grenzwachtkorps, sodass ich leider nicht infrage kam».
Die Mischung macht’s
Mit DaziT und der Tendenz zu umfassenden Kontrollen hat sich das geändert: «Wenn wir gleichzeitig Kontrollen von Waren und Personen vornehmen wollen, sind wir flexibler, wenn wir Bootsführer von Grenzwache und Zoll haben», erklärt Bernhard Rungger, Chef der Basler Bootsführer, der auf der Basilisk die Ausbildung des neuen Mitarbeiters überwacht. So hätten sie den Radar bei der Stellenbesetzung aufgemacht und seien auch bei Zollfachleuten auf reges Interesse gestossen. Unter anderem bei Dominik Habiger, der sich letzten November erfolgreich auf eine der beiden ausgeschriebenen Stellen beworben hatte: «Mit der vorgesehenen Verschmelzung der Berufsbilder wird der Tätigkeitsbereich viel breiter, das passt mir». Mit der neuen Funktion hat er für sich selbst bereits eine Horizonterweiterung herbeigeführt: So wird er fortan einerseits als Zöllner an Land tätig sein, andererseits als Bootsführer an der wasserseitigen Landesgrenze.
Allererste Schiffskontrolle: Treffer
So hat Dominik Habiger denn auch bereits sein erstes Frachtschiff kontrolliert – und prompt das erste Erfolgserlebnis in seiner neuen Tätigkeit gehabt: Ein Matrose hatte Betäubungsmittel dabei, das die vierbeinige Ergänzung der Equipe erschnüffelt hatte. «Das tut gut, wir hatten buchstäblich den richtigen Riecher». Vorderhand konzentriert sich Dominik Habiger nun aber noch auf seine Einarbeitung, die noch verschiedene Ausbildungen wie Rettungsschwimmer- und Funkkurse sowie Besuche in anderen grenzwach-spezifischen Bereichen der EZV umfasst, mit denen er als Zöllner bisher noch nicht so viele Berührungspunkte hatte. «Es kommt noch einiges auf mich zu!» sagt er, mit spürbarer Begeisterung. Und steuert die Basilisk vollkonzentriert gegen die Strömung, um schliesslich punktgenau an einem kleinen Haltesteg am städtischen Rheinufer anzulegen – von wo aus er sich zweifellos wieder zu neuen Ufern aufmachen wird.