Früher nur in Papierform möglich, steht die Bezahlung der Strassenabgaben in der Schweiz seit der Einführung der «Via»-App im Mai 2019 inmitten der digitalen Revolution. Als Wegbereiterin ermöglichte die «Via»-App die Entrichtung der pauschalen Schwerverkehrsabgabe (PSVA) zeit- und ortsunabhängig und ebnete den Weg für den «Via»-Webshop, wo ebenfalls die E-Vignette gekauft und seit neuem die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) bei Fahrzeugen ohne automatische Erfassung entrichtet werden können.
27.05.2025, Alain Dulio

Mehr Flexibilität für Kunden, rasche Etablierung
Wer bis im Mai 2019 mit einem im Ausland registrierten Camper oder Reisebus unterwegs war und sich nicht vorgängig um die Bezahlung der pauschalen Schwerverkehrsabgabe (PSVA) gekümmert hatte, musste über einen besetzten Grenzübergang in die Schweiz einfahren und die PSVA mittels Papierformular entrichten. Und wer ausserhalb der Öffnungszeiten anreiste, musste entweder bis am Folgetag warten, eine alternative Zahlungsmöglichkeit suchen (zum Beispiel an einem Kiosk oder einer Tankstelle) – oder eine Busse riskieren. Mit der Einführung der «Via»-App erlangten Abgabenpflichtige eine gewisse Freiheit, da sie ihnen erlaubte, entweder vor der Abreise oder spontan unterwegs vor der Schweizer Grenze die PSVA-Anmeldung und Bezahlung vorzunehmen – ohne Zwischenstopp an der Grenze.
«Dass das Angebot einem Kundenbedürfnis entsprach, zeigte sich schon direkt bei der Einführung», erklärt Stephan Schibler, Verantwortlicher LSVA Ausland, PSVA & Vignette. «Zwischen Mai und Dezember 2019 wurden bereits 15% der Transaktionen im Bereich der PSVA über die App getätigt. 2020 verdoppelte sich der Anteil auf 30%, um im Jahr darauf nochmals 15% Prozentpunkte zuzulegen. 2022 war der Anteil dann bereits bei über zwei Dritteln».
Und dass die App nicht nur einem Kundenbedürfnis entsprach, sondern auch kundenfreundlich umgesetzt wurde, zeigte sich 2019 bei den «Best of Swiss Apps Awards»: Via wurde mit dem Titel «Master of Swiss Apps» ausgezeichnet – als beste App des Jahres in der Schweiz.
Massenansturm mit der E-Vignette
Die Vorteile eines webbasierten Shops zeigten sich mit der Einführung der E-Vignette 2023/24, die auf dem Webshop, nicht aber auf der nativen App lanciert wurde. «Im Gegensatz zu einer auf einem Smartphone installierten App, erlaubt eine PWA eine einfachere Anbindung weiterer Services. So entstand mit dem Shop ein Ort, an dem wir mehrere Services im Bereich der Strassenabgaben zentral anbieten können, was mit einer herkömmlichen App viel schwieriger umzusetzen gewesen wäre. Und da der Webshop über das Internet erreicht wird, können wir auch Neuerungen aufschalten, ohne dass die Nutzerinnen und Nutzer ein Update ihrer App installieren müssen», führt Jürg Marolf aus. «Ebenso sind gewisse Funktionalitäten mit einer Smartphone-App gar nicht vernünftig umsetzbar. So können Firmen mit einer grösseren Fahrzeugflotte mittels Upload einer CSV-Datei gleichzeitig E-Vignetten für mehrere Kontrollschilder kaufen. Zuverlässig geht das nur von einem Computer aus».
Ein regelrechter Ansturm auf das digitale Pendant zur herkömmlichen Klebevignette erfolgte mit dem Verkaufsstart des Vignettenjahrgangs 2024 am 1. Dezember 2023. «Bereits am ersten Verkaufstag der E-Vignette 2024 haben wir über 140'000 E-Vignetten abgesetzt. Mit einer Spitze von über 13'300 Verkäufen pro Stunde», erinnert sich Stephan Schibler. «Die Erfahrungen aus der Pilotphase sowie die gute Vorbereitung haben sich ausbezahlt und bis Ende Jahr konnten wir ohne grosse Zwischenfälle über 3.5 Millionen E-Vignetten verkaufen. Dabei haben wir das Angebot ständig weiterentwickelt, wie die Wiederherstellung eines Tickets im Webshop oder die Einführung der Zahlung auf Rechnung für registrierte Geschäftspartner zeigt».
Keine Digitalisierung ohne Begleitmassnahmen
Also alles im grünen Bereich bei Via? Nicht ganz, führt Stephan Schibler aus, «einen Aspekt haben wir bei der Einführung der E-Vignette ein wenig unterschätzt: die grosse Anzahl an Rückfragen. Über 99% der E-Vignetten werden ohne Rückfrage an uns gekauft. Das beweist, dass wir über einen intuitiv bedienbaren Webshop verfügen, der mit einem guten Informationsangebot ergänzt wurde. Aber bei 3.5 Millionen bedeuten 1% immer noch 35'000 Anfragen pro Jahr. Gerade in der Hochsaison der Verkäufe zwischen Anfang Dezember und Ende Januar müssen wir unseren Support jeweils aufstocken».
Umsysteme bauen, Informationen für Kundinnen und Kunden anbieten, Organisationsstrukturen anpassen. Was beinhaltet die Digitalisierung sonst noch für ein Bundesamt? «Wir agieren immer im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach rascher Entwicklung und dem gesetzlichen Auftrag, respektive den gesetzlichen Grundlagen. Unser Anspruch ist es, möglichst schnell und kundenorientiert Lösungen auf den Markt zu bringen und weiterzuentwickeln – innerhalb des vorgegebenen gesetzlichen Rahmens», so Schibler.
App abgeschaltet – Nächster Meilenstein für den Webshop: NMTS

Mit der erfolgreichen Etablierung des Webshops erreichte die ursprüngliche App nach fünfeinhalb Jahren und über 250'000 Transaktionen am 31. Dezember 2024 ihr Lebensende und wurde abgeschaltet. Ihr Erbe lebt aber im Webshop weiter und weitere Services können von den Synergien profitieren, deren Grundstein in der App gelegt wurde. So wurde im April 2025 der National Manual Toll Service (NMTS) auf dem Webshop aufgeschaltet. Dieser erlaubt die Erfassung und Bezahlung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) für ausländische Fahrzeughalter ohne automatisierte Erfassung durch EETS- (European Electronic Toll Service) oder NETS-Anbieter (National Electronic Toll Service).
Bisher wurden diese Fahrten über die Abfertigungsterminals (AT) erfasst, was nur an der Grenze möglich war. Die neue Lösung ermöglicht einen Kauf im Voraus – wie schon bei der PSVA und der E-Vignette – und damit entfällt, ausser bei Barzahlung, auch in diesem Bereich der Zwischenstopp an der Grenze. Der Parallelbetrieb mit NMTS und ATs endet am 1. Juni 2025 mit der Abschaltung der ATs. Damit wird das Transaktionsvolumen auf dem Webshop nochmals deutlich zunehmen. Dank der Erfahrungswerte mit den bisherigen Services sowie der guten Vorbereitungsarbeiten sind die Weichen für eine erfolgreiche Umstellung aber gestellt.

Via – Der offizielle Webshop für die E-Vignette
Auf dem offiziellen Via Webshop des BAZG können Sie die E-Vignette für genau 40 CHF kaufen – ganz ohne Risiko. Wir empfehlen daher den Kauf direkt unter www.e-vignette.ch respektive https://via.admin.ch/shop/ . Mehr Informationen zum Service für Private oder zum Service für Firmen.»