Herr Nationalrat, Sie waren am 4. November Gast beim 7. PI Planning des Programms DaziT (Program Increment Planning, siehe Kästchen unten). Was haben Sie dort erlebt?
Mir ist der lockere, kollegiale Umgang aufgefallen. Eine wirklich angenehme Stimmung fand ich vor. Die Arbeitsmethoden und Werkzeuge, die verwendet werden, ähneln denen aus der Privatwirtschaft sehr und entsprechen dem Stand der Technik. Und die Leute, mit denen ich sprechen konnte, kennen ihr Fach bestens.
Hat sich Ihre Wahrnehmung von DaziT nach Ihrem Besuch geändert?
DaziT hat für mich nun auch Gesichter und eine Kultur. Das kommt in den Berichten und Zahlen, die wir in den Kommissionen besprechen, ja nicht wirklich rüber.
Wie beurteilen Sie DaziT im Vergleich zu anderen Digitalisierungsprojekten innerhalb und ausserhalb der Bundesverwaltung?
Das Programm DaziT scheint mir wirklich sehr gut aufgestellt zu sein. Ich bin froh darüber, dass die sogenannte agile Softwareentwicklung im Rahmen eines solch grossen Vorhabens beim Bund nun auch Einzug hält. Diese Art der kontinuierlichen Erarbeitung von direkt einsetzbaren Teilergebnissen ist sehr gut geeignet, um mit schnellen technischen Veränderungen und sich laufend ändernden Bedürfnissen an der Front mitzuhalten. Die agile Zusammenarbeit hat durch mehr Autonomie bei den Einzelnen auch das Potential für kulturelle Veränderung. Eine Kultur, welche die kurzen Wege und niedrigen Hürden in der Zusammenarbeit über die Fachbereiche hinweg fördert. Ich sehe das Programm DaziT als Pionierarbeit für künftige Transformationsprojekte der Bundesverwaltung.
Sie sind selber in der IT-Branche tätig. Wo sehen Sie das Programm DaziT gut aufgestellt, wo könnte es sich noch verbessern?
In DaziT werden ganz viele sogenannte Open Source Produkte eingesetzt, angepasst und erweitert. Es wäre schön zu sehen, wenn die allgemein einsetzbaren Funktionen, die entwickelt werden, zurück an die Open Source Community fliessen würden. Aus der Erfahrung kenne ich den Motivationsschub, den das bei Mitarbeitenden auslösen kann, wenn ein Stück Software plötzlich unerwartet von jemand anderem ausserhalb der Organisation dankend eingesetzt und vielleicht sogar weiterentwickelt wird. Und so würden die öffentlichen Gelder, die für das Programm investiert werden, noch mehr Wirkung entfalten.
Dann wünschte ich mir auch, dass die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft auf einem Selbstbedienungsportal einen technischen Zugang zu den Schnittstellen der Zollverwaltung erhalten. So, dass zum Beispiel ein Startup ohne Zutun der Verwaltung eine Zoll-App entwickeln kann, um einen spezifischen Anwendungsfall selber EZV-konform bauen zu können. Oder dass ein Softwarehaus einen Zoll-Prozess eigenständig in seine Buchhaltungssoftware einbauen kann.
Was nehmen Sie von Ihrem Besuch bei DaziT mit, was werden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen im Nationalrat berichten?
Für mich hat sich der Besuch sehr gelohnt. Die Anliegen der Verwaltung sind viel einfacher zu verstehen, wenn man sich die Zeit für einen solchen Austausch nimmt. Auch wenn man in diesen wenigen Stunden nur an der Oberfläche kratzen kann, erhält man ein Gefühl für das Projekt. Und ich werde meinen Kolleg*innen der Kommission natürlich von meinem Besuch berichten und sie motivieren, das Programm bei Gelegenheit in ähnlichem Rahmen ebenfalls besuchen zu kommen.
Gerhard Andrey: grün und agil
Nach einer Berufslehre als Schreiner und dem Studium zum Holzingenieur bildete sich Gerhard Andrey zum IT-Spezialist weiter. Der Mitgründer der Webagentur «Liip» sitzt seit 2019 im Nationalrat in der grünen Fraktion. Als Mitglied in der Finanzkommission und profunder IT-Kenner verfolgt er die Umsetzung von grossen Digitalisierungsprojekten in der Bundesverwaltung mit besonderem Interesse. Mehr Informationen