ALO steht für Airline Liaison Officer. Sie sollen die irreguläre Migration insbesondere in die Schweiz bereits in den Ursprungs- und Transitstaaten verhindern. Die Tätigkeiten der ALO konzentrieren sich auf die Schulung und Unterstützung der Luftverkehrsunternehmen bei der Dokumentenkontrolle. Zudem stehen sie den Auslandsvertretungen der Schweiz beratend zur Verfügung. Manfredo Vassalli ist derzeit als Dokumentenberater in Neu-Delhi (Indien) im Einsatz und berichtet von seinen Erfahrungen.
09.10.2023, von Nadia Passalacqua
Die Airline Liaison Officer, kurz ALO, beraten und unterstützen das Personal der Fluggesellschaften, der Botschaften sowie der lokalen Behörden bei der Dokumentenkontrolle, insbesondere bei der Erkennung von gefälschten Dokumenten und bei der Frage, ob die Passagiere über die erforderlichen Reisedokumente und Visa für ihre geplante Reise verfügen. Die zwischen dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) abgeschlossene Vereinbarung vom 7. Mai 2012 regelt die Grundsätze und Kompetenzregelung zwischen diesen drei an den Entsendungen der ALO beteiligten Schweizer Behörden. Die Schweiz entsandte daher Ende 2012 erstmals Dokumentenberaterinnen und -berater.
Die Destinationen sind vielfältig und über die ganze Welt verteilt. Wir haben uns via Skype mit unserem Tessiner Kollegen Manfredo Vassalli unterhalten, der seit dem 1. September 2022 in Neu-Delhi stationiert ist. In seiner beruflichen Laufbahn war er bisher an drei Standorten als ALO im Einsatz. Gleich zu Beginn unseres Gesprächs wird Manfredos Leidenschaft für seine Arbeit spürbar, eine anspruchsvolle Aufgabe, die grosse analytische Fähigkeiten erfordert. Neben langjähriger Berufserfahrung, unter anderem auch im Ausland, gehören auch sehr gute Kenntnisse der Dokumentenprüfung und ausgezeichnete Englischkenntnisse zum Anforderungsprofil. Englisch ist die gängige Arbeitssprache, bestätigt Manfredo.
Neben diesen Voraussetzungen sind weitere Eigenschaften wie hohe soziale und interkulturelle Kompetenzen gefragt. Die Bedingungen an den Einsatzorten können stark vom gewohnten schweizerischen Lebensstil (Sicherheitslage, Verpflegung, Klima) abweichen, woran man sich gewöhnen muss.
Wie man ALO wird
Nach Aufnahme in den ALO-Pool, erfolgt eine dreiwöchige Vorbereitungs- und Einführungsphase sowie der Aufruf für den Einsatz. Die Einsatzdauer beträgt grundsätzlich zwei Jahre. Eine Verlängerung um ein weiteres Jahr ist möglich und wird individuell geregelt. Die ALO sind während ihrem Einsatz dem Bereich Grenzkontrolle, Migration und internationale Polizeikooperation (GMIP) unterstellt. Nach dem Einsatz wird eine Rückkehr in die bisherige Lokalebene (Funktionsgarantie) sichergestellt.
«Ich habe die Vorbereitungs- und Einführungsphase im Februar 2014 absolviert», erzählt Manfredo, «und im Oktober desselben Jahres bin ich zu meinem ersten Einsatz aufgebrochen. Indien ist meine dritte Einsatzdestination. Ich habe das Glück, dass meine Frau mich bei meinen Auslandseinsätzen begleitet», fährt Manfredo fort. «Sie hat zuvor 20 Jahre lang beim BAZG gearbeitet. Als wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben, waren wir uns einig, dass sie ihre Arbeitstätigkeit aufgibt, denn sonst wäre es unmöglich gewesen, dass wir gemeinsam für so lange Zeit weggehen». Vor seiner Anstellung als ALO war Manfredo auch TIGER-Instruktor. TIGER ist die Bezeichnung für einen Air Marshal, dessen Aufgabe es ist, strafbare Handlungen an Bord von in der Schweiz immatrikulierten Linienflugzeugen zu verhindern. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde diese Rolle weiter ausgebaut und professionalisiert.
Der typische Tag
«In diesem Beruf gibt es keinen typischen Tag», erklärt Manfredo, «die Schichten am Flughafen können je nach Bedarf variieren. Man kann nachts oder tagsüber arbeiten, je nach Flugplan in die Schweiz. Ausserdem», fügt er hinzu, «gehören Instruktionen von Botschaftspersonal sowie Mitarbeitenden von Fluggesellschaften und lokalen Behörden zur Tätigkeit eines ALO. Der Aufbau und Unterhalt eines funktionierenden Netzwerks sind ebenfalls wichtige Aufgaben.» Wir fragen Manfredo, ob er sich nicht manchmal einsam fühle. «Vielleicht fühlt man sich beim ersten Mal ein bisschen verloren, aber das hängt auch vom Alter ab: Mit 40 Jahren hat man eine andere Einstellung. Und ausserdem ist es gut, dass meine Frau auch mit dabei ist. Wenn ich frei habe, nutzen wir die Gelegenheit, das Land zu erkunden, in dem wir gerade sind. Hier in Indien haben wir zum Beispiel schon die Region Rajasthan besucht, die wunderbar ist!».