«Das BAZG hat mir viel ermöglicht»

Nach fast 34 Jahren im Dienst des BAZG ging Feldweibel Benno Sigg, Chef Gruppe beim Zoll Schaffhausen am 1. Juni 2023 in den Ruhestand. Forum Z. hat ihn anlässlich seiner Abschiedsfeier getroffen und sich mit ihm über seinen beruflichen Werdegang und seine Zukunftspläne unterhalten.

10.07.2023, von Roman Dörr, Zollexperte, Zoll Basel Nord

Mitte Mai 2023 feierte Feldweibel Benno Sigg beim Zoll Schaffhausen in Thayngen seinen Abschied vom Grenzdienst. Er blickte zurück auf eine vielseitige Tätigkeit beim Zoll und verriet seine Zukunftspläne. Ein Resümee.

Benno Sigg GWK-Uniform
Grenzwacht-Chic von damals: Benno Sigg als Aspirant in der neuen Uniform mit steifem Hut und Kunstledermantel. (Foto Benno Sigg)

Was hat dich damals bewogen, dem Grenzwachtkorps beizutreten?

Nach fünf Jahren Dienst in der päpstlichen Schweizergarde suchte ich in der Schweiz eine neue Herausforderung. Zudem wollte ich mit meiner damaligen Freundin (meine jetzige Ehefrau) zusammenziehen, heiraten und eine Familie gründen. Es war für mich naheliegend, einer ähnlichen Tätigkeit nachzugehen wie in Rom. Aufgewachsen in Schöftland AG, wollte ich zuerst zur Kantonspolizei Aargau, gab dann jedoch dem Grenzwachtkorps den Vorzug. Nach meinem Dienst in Rom war ich mit der südländischen Kultur vertraut und wollte mit meiner Frau ins Tessin ziehen. Es kam anders: Wir landeten im Kanton Schaffhausen, wo wir seit bald 30 Jahren leben.

Welches war dein Werdegang beim GWK?

1989 rückte ich zur Grundausbildung in die Zollschule Liestal ein. Als Aspirant wurde ich dem Grenzwachtposten Wil-Grenze im Kanton Zürich zugeteilt. Dann kam ich als frisch gewählter Grenzwächter zum Posten Rafz-Solgen. Dort erlernte ich das sicherheitspolizeiliche Handwerk, wurde Gefreiter und Korporal.

Benno Sigg Beförderung
Ein unvergesslicher Moment: Die Beförderung durch Major Crameri zum Grenzwächter anlässlich der Brevetierungsfeier in der Kirche von Lenk. (Foto Benno Sigg)

Doch dabei blieb es nicht…

Schon bald durfte ich als Aushilfe beim Abschnittbüro Sekretariatsarbeiten ausführen. Dabei wurde das Kommando in Schaffhausen auf den «jungen Sigg» aufmerksam. Es rückte die Informationsbeschaffung für den täglichen Dienst in den Fokus. Dadurch war ich immer öfter direkt dem stellvertretenden Kommandanten unterstellt. Zusammen mit einem Kollegen, der die Fachstelle für Betäubungsmittel aufbaute, bildeten wir quasi den Vorläufer der heutigen Risikoanalyse und Analytik (RAA). Es folgte meine Wahl zum Wachtmeister und stellvertretenden Postenchef des Grenzwachtpostens Rheinau.

In welche Richtung ging die berufliche Entwicklung?

Im Jahr 2000 wurde ich als Sekretär beim Grenzwachtkommando II in den Rang eines Adjutanten gewählt. Ein Jahr später absolvierte ich den Grenzpolizeikurs der Mitteleuropäischen Polizeiakademie MEPA, wo ich mein nachrichtendienstliches Netzwerk aufbaute. Während 19 Jahren blieb ich der MEPA als Workshop-Moderator und Instruktor an Fachseminaren treu.

Benno Sigg Dienstfahrzeug
Feldweibel Benno Sigg im mobilen Einsatz. (Foto Benno Sigg)

In welchem Bereich hast du dich dort einbringen können?

Durch die Tätigkeit bei der MEPA bekam ich einen vertieften Einblick in den Bereich Menschenhandel, insbesondere die Ausbeutung in der Sexindustrie. In dieser Zeit durfte ich einige grosse Ermittlungsverfahren von Partnerbehörden eng begleiten. Später nahm ich Einsitz in einer Arbeitsgruppe für FRONTEX, in der wir für Grenzpolizisten ein Handbuch zur Bekämpfung von Ausbeutung mit dem Fokus auf Kinder verfassten. 2009 schrieb ich darüber die höhere Fachprüfung. Es folgte ein Nachdiplomstudium an der Hochschule Luzern zu den Themen der Forensik.

Konntest du diese neu erworbenen Kenntnisse auch in der Praxis anwenden?

Inmitten der grossen Flüchtlingswelle im Jahr 2016 durfte ich den damaligen Fachbereich Migration unterstützen. Ich lebte mehrere Monate an der Südgrenze und half bei der Koordination der ankommenden Migranten-Gruppen. Allerdings forderte dieser Einsatz seinen Tribut an meine Gesundheit.

Was war die Konsequenz daraus?

Ich entschied mich deshalb für eine «Bogenkarriere» und meldete mich 2017 zurück an die Front. So durfte ich das Spezialisten-Team SH übernehmen und mit dieser tollen Gruppe arbeiten.

Was war das Spezielle an deiner Arbeit? Was hat dich daran fasziniert?

Im Nachhinein bin ich meinem Arbeitgeber, dem BAZG, dankbar. Meine Vorgesetzten haben mir viel ermöglicht und stets an meine Fähigkeiten geglaubt. Ich durfte in einer Zeit dabei sein, in der vieles noch im Aufbau war, was heute selbstverständlich ist. Ich konnte selbständig arbeiten und vieles alleine entscheiden. Auch als Dienstgruppe waren wir sehr autonom. Das prägt. Bis zuletzt gefiel mir das Arbeiten in einer sehr gut funktionierenden Gruppe. Es macht Freude, solche Menschen zu führen.

Karl der Kühne liess 1477 den Ausruf «Ich habe es gewagt!» auf seine Fahne sticken. Womit hast du dich jeweils vor schwierigen Aufgaben motiviert?

Ich halte mich an das Motto der Garde: «Tapfer und Treu immer!». Ich bin der Typ der durchbeisst; manchmal ganz der Stier, der mit dem Kopf durch die Wand geht. Was Disziplin und Durchhaltewillen betrifft, hat mir das Rüstzeug der Garde stets geholfen. Zudem darf ich auch auf meine wunderbare Familie zählen, die mich stets unterstützt hat, auch bei längerer Abwesenheit und in stressigen Projekten. Ihr will ich nun etwas zurückgeben.

Benno Sigg Holztafel mit Gravur
Das Abschiedsgeschenk des Spezial-Teams an seinen Gruppenchef.

Am 1. Juni 2023 trittst du nach über 34 Jahren Dienst in den wohlverdienten Ruhestand. Was machst du in Zukunft?

Um ehrlich zu sein, muss ich mich erst an die neue Situation gewöhnen. Von 100 Prozent auf null herunterzufahren, beschäftigt einen schon. Ich bin mir dem Privileg, mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen zu dürfen, durchaus bewusst und dem Bund dafür dankbar. Das gibt sehr viel Freiraum für Neues.

Was heisst das konkret?

Es schliesst sich der Kreis: Ich werde in meinem angestammten Beruf als Koch einen Kollegen und dessen Ehefrau in einem Schaffhauser Restaurant unterstützen. Und im Juli und August gehe ich nach Rom, um als Aushilfe in der Gardekantine zu kochen. Zudem freue ich mich auf mehr gemeinsame Zeit mit meiner Frau und meiner Familie.

Was möchtest du den jungen Mitarbeitenden des BAZG noch sagen, die vielleicht noch am Anfang oder in der Mitte ihres Berufslebens stehen?

Auch wenn die momentane Situation im noch jungen BAZG herausfordernd ist, beisst durch! Ich bin überzeugt, ihr schafft das. Es kommen wieder «ruhigere» Zeiten. Das BAZG bietet viel. Es ist ein verlässlicher Arbeitgeber, der zum Personal schaut. Es hilft, über den Tellerrand hinauszublicken, damit man sieht, was man eigentlich hat.

Besten Dank für das Gespräch.

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