Aussenhandel in der Pandemie: Hygieneartikel prosperieren, Uhren schwinden

2020 – ein Jahr geprägt von der Corona-Pandemie. Nicht nur der Alltag wurde beeinflusst, auch die Wirtschaft und der schweizerische Aussenhandel spürten die Folgen. Die erste Infektionswelle im Frühling und der damit verbundene «Lockdown» verursachten stark rückläufige Exporte und Importe. Parallel explodierte die Nachfrage nach besonderen Produkten – wie hygienischen Masken – weltweit.

15.01.2021, Philippe Phan

Im Frühling dieses Jahres erfasste die erste Infektionswelle des Coronavirus auch die Schweiz. Diese führte zu einem beidseitigen Einbruch des Aussenhandels, mit dem grössten Rückgang im April (Exporte: - 13,1 Prozent, Importe: - 22,1 Prozent). Danach folgte ein Aufschwung der Importe ab Mai und der Exporte ab Juni. Der Aufschwung zeigte sich jedoch fragil – Der Aussenhandel stagnierte kurz darauf und konnte das Vorjahresniveau erst im November wieder erreichen. Im Durchschnitt blieben Exporte 7 Prozent und die Importe 12,2 Prozent tiefer als im Vorjahr (Stand November).

Grafik: Aussenhandel Schweiz

Importe: Toilettenpapier, Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel deutlich gefragter

Am 16. März kündigte der Bundesrat mit sofortiger Wirkung die ausserordentliche Lage an, die bis zum 19. April gelten sollte. Bei den Importen führte der «Lockdown» im April zu einem historischen Rückgang bei allen Warengruppen. Nur noch halb so viele Fahrzeuge wie im Vormonat wurden importiert (- 55,3 Prozent). Die Importe von Uhren brachen ebenfalls fast um die Hälfte ein (- 46,2 Prozent), während die Importe im Bereich Bijouterie und Juwelierwaren sogar um mehr als drei Viertel fielen (- 85,3 Prozent). Zumindest die Importzahlen der Fahrzeuge stiegen relativ schnell wieder. Durch eine kräftige Zunahme der Einfuhren trugen diese wesentlich zu einem Aufschwung der Gesamteinfuhren bei.

Auch die Nahrungs- und Genussmittel wiesen während des Lockdowns ein Minus auf. Mit 4,6 Prozent verzeichnete diese Warengruppe im April jedoch die kleinste Abnahme. Grund für das vergleichsweise kleine Minus war eine grössere Nachfrage nach einzelnen Produkten, wie beispielsweise Kaffee, der 2020 ein Wachstumstrend erlebte.

Grafik: Importe verschiedene Warengruppen (April 2020)

Als die Konsumentinnen und Konsumenten im März mit Hamsterkäufen von Toilettenpapier begannen, machte sich das rasch bei der Importmenge bemerkbar: die Einfuhren von Toilettenpapier erreichten mit einer Einfuhrmenge von 5755 und 5086 Tonnen im März und April historische Rekordwerte (Durchschnitt 2018-2019: 3690 Tonnen).

Ebenso legten die Importe von Atemschutzmasken kräftig zu. Nicht nur die Mengen aller Filterklassen stiegen (FFP 1 - unter anderen Spinnstoffwaren; Sammelgruppe -, 2 und 3), sondern auch deren Preise schossen regelrecht in die Höhe und vervielfachten sich. 2020 betrug der durchschnittliche Preis pro Kilo für FFP 3-Atemschutzmasken 118 Franken und für FFP 2-Atemschutzmasken 97 Franken (2019: 26 und 38 Franken). Insgesamt wurden im April und Mai 533 Tonnen FFP 2- und 226 Tonnen FFP 3-Atemschutzmasken für 97 und 29 Millionen Franken importiert. 2019 waren es noch 66 bzw. 10 Tonnen im Wert von 2 und 0,4 Millionen Franken.

Parallel zu den Atemschutzmasken stieg auch die Nachfrage nach Desinfektionsmittel merklich: monatlich importierte die Schweiz 2020 stets über eine Tonne oder durchschnittlich 41 Prozent mehr Desinfektionsmittel als im Vorjahr.

Grafik: Importe verschiedene Artikel (April 2020)

Exporte: Weniger Uhren, mehr Medikamente

Bei den Exporten erfolgte im April ebenfalls eine rückläufige Entwicklung bei allen Warengruppen. Grosse Einbrüche erlebten besonders die Uhren (- 73,3 Prozent) und Bijouterie und Juwelierwaren (- 77,8 Prozent). Bei beiden Warengruppen folgte auf den grossen Einbruch jedoch auch ein schneller Aufschwung und es trat eine Erholung ein; im Juli resp. August wurden die Niveaus vor dem April-Einbruch wieder erreicht.

Direkt mit dem Beginn des Lockdowns erlitten die Ausfuhren von Maschinen mit 13,4 und Fahrzeugen mit 29 Prozent ein grosses Minus; im April war dieses Minus dann schon wieder deutlich kleiner (4,7 und 7,2 Prozent). Die Chemie-Pharma konnte hingegen im März ein Plus aufweisen (16 Prozent), dank stark zunehmenden Exporten von Medikamenten (27,8 Prozent). Grundsätzlich zeigte sich die mengenmässig wichtigste Warengruppe mit den gewöhnlichen Schwankungen aber langfristig stabil.  

Grafik: Exporte nach Warengruppe (April 2020)
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