Zollflugplatz für eine Woche
Der Militärflugplatz Dübendorf wird jedes Jahr während des World Economic Forum (WEF) zum internationalen Zollflugplatz für Businessjets. Die Kantonspolizei Zürich und die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) bauen dafür eine temporäre Infrastruktur auf und fertigen während einer Woche rund 50 Flugbewegungen ab.
24.01.2020, David Marquis
Flügelspitze an Flügelspitze stehen die Businessjets auf der ehemaligen Piste «15 lily» des Militärflugplatzes Dübendorf aufgereiht. Sie alle bringen Gäste des WEF in die Schweiz und wieder nach Hause. Zwei zivile Firmen erledigen das Ground Handling und bringen Passagiere und Crews nach der Landung mit Kleinbussen und Limousinen in eine Flugzeughalle auf der anderen Seite der Piste. Dort haben sich Mitarbeitende von Kantonspolizei Zürich und EZV in einem verglasten Raum mitten in der Halle eingerichtet, wo sie Hand in Hand arbeiten. Während die Kantonspolizei die Ausweise der Passagiere kontrolliert, die von ausserhalb des Schengenraums angereist sind, kümmert sich die EZV um das Gepäck. Dafür steht eine mobile Gepäckröntgenanlage zur Verfügung, bei Bedarf können auch Hunde eingesetzt werden.
Unnötige Leerflüge vermeiden
«Vor sechs Jahren haben wir zum ersten Mal während des WEF eine Zollstelle in Dübendorf betrieben», erklärt David Leclerc, bei der EZV Gesamteinsatzleiter für den Flughafen Zürich und den Flugplatz Dübendorf. Der Hintergrund ist, dass in Zürich während des WEF zu wenig Standplätze für Businessjets zur Verfügung stehen. Schon länger werden deshalb einige Jets in Dübendorf abgestellt. Ursprünglich mussten diese aber zuerst in Zürich landen, dort die Einreiseformalitäten abwickeln und anschliessend nach Dübendorf fliegen – ein sowohl ökonomisch als auch ökologisch wenig sinnvolles Verfahren. Mit der temporären Zollstelle in Dübendorf sind diese Leerflüge nun nicht mehr notwendig.
Eingespielte Abläufe
In den vergangenen sechs Jahren wurden die Zoll-Abläufe in Dübendorf professionalisiert. «Inzwischen kennt jeder seinen Job, die Schnittstellen zur Armee und zur Kantonpolizei Zürich sind etabliert, die Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen läuft sehr gut und der Aufwand bleibt somit klein», so Leclerc. Auch bezüglich Infrastruktur seien heute die meisten Systeme vorhanden, die man auch am Flughafen Zürich einsetze. Insgesamt werden in Dübendorf jedes Jahr je rund 25 Landungen und Starts abgefertigt. Dabei handelt es sich ausschliesslich um Businessjets mit maximal 15 Plätzen. «Grössere Flugzeuge und völkerrechtliche geschützte Personen müssen aus Kapazitätsgründen den Flughafen Zürich nutzen.»
Betrieb mit bestehendem Material
Zolltechnisch stelle die Arbeit in Dübendorf keine besonderen Anforderungen, so Leclerc, doch: «Wir müssen flexibel sein, die Pünktlichkeit der Businessjets ist nicht immer gegeben.» Speziell sei, dass die gesamte Infrastruktur eigens aufgebaut werden muss: «Wir richten am Freitag vor dem WEF alles ein, betreiben unsere Zollstelle dann von Samstag bis Samstag und bauen anschliessend innert eines halben Tages wieder ab», erklärt David Leclerc. Dabei komme Material zum Einsatz, das sonst an anderen Orten verwendet werde, spezielle Beschaffungen für den Standort Dübendorf habe man nicht getätigt. Die Räume schliesslich werden – wie dies das Zollgesetz verlangt – vom Ground Handler zur Verfügung gestellt. Ein geeignetes Gebäude ist inzwischen das einzige, was die EZV für einen temporären Zollflugplatz benötigt. «Wenn dies vorhanden ist, haben wir inzwischen das Know-how, um bei Bedarf an jedem Ort eine temporäre Infrastruktur aufzubauen – auch kurzfristig.»
