Pionierklasse 1974 besucht den Campus

30.12.2024, Simon Erny

1974 trat US-Präsident Richard Nixon aufgrund der Watergate Affäre zurück, Deutschland gewann vor Heimpublikum die Fussball-WM und in der Schweiz durften Frauen erstmals die Ausbildung zur Zollbeamtin absolvieren. Ein Novum, über das mehrere Schweizer Tageszeitungen berichteten. Insgesamt sechs Frauen aus verschiedenen Kantonen der Deutschschweiz starteten im Juli 1974 als Aspirantinnen in der Zollschule Liestal. Zur Begrüssung gab es eine Rose, erinnert sich Beatrice Zeller, eine der sechs Pionierinnen. Nun, 50 Jahre später, kehrte ein Teil der insgesamt 66 Personen starken Pionierklasse auf den Campus zurück.

Pionierklasse 1974 heute
50 Jahre danach – die Klasse Jahrgang 1974 ist zurück auf dem Campus Liestal, begleitet von Richard Steiner, Chef Campus

Campus gestern und heute

Im Vergleich zu den heutigen Zimmern auf dem Campus war die damalige, «barackenähnliche» Unterkunft weitaus bescheidener, eine «Zumutung» gar, erinnert sich Samuel Moser, der damalige Leiter Ausbildung. Dies wollte man den sechs Frauen nicht antun und fand eine unbürokratische Lösung: Die Aspirantinnen mieteten in unmittelbarer Nähe zur Zollschule eine Wohnung. Dass sie direkt gegenüber dem Restaurant «Gitterli» lag, würde man heute als «Benefit» bezeichnen. Natürlich hat sich in den letzten 50 Jahren nicht bloss die Infrastruktur geändert, auch die Arbeit und die Ausbildung beim BAZG sind heute fundamental anders. Richard Steiner, Chef Campus und Attila Lardori, Chef Betrieb Campus stellten den insgesamt 23 Teilnehmenden den heutigen Betrieb vor und skizzierten das neue Ausbildungskonzept. Trotz der vielen Änderungen, gibt es auch Parallelen. Die Ausbildung sei schon damals intensiv und angesichts der vielen Prüfungen recht fordernd und der Lerndruck hoch gewesen, hält Beatrice Zeller fest.

Grosse Fluktuation

Im Laufe der Jahre verliess mehr als die Hälfte des Ausbildungs-Jahrgangs 1974 den Zoll. Viele wechselten zu anderen staatlichen oder staatsnahen Institutionen, erinnert sich Karl Strohhammer, einer der Initiatoren der diesjährigen Klassenzusammenkunft. Exemplarisch für die grossen gesellschaftlichen und auch BAZG-internen Veränderungen der letzten 50 Jahre ist der Lebensweg der sechs Aspirantinnen. Damals war es für Zollbeamtinnen nach der Familiengründung praktisch unmöglich, in Teilzeit weiterzuarbeiten oder wieder in den Beruf einzusteigen. Keine der sechs Pionierinnen arbeitete längerfristig beim Zoll. Dies, obwohl sich die erstmalige Anwesenheit von Frauen in der Ausbildung offenbar positiv auf die Arbeitsmoral der Männer ausgewirkt hat. Im Allgemeinen seien die Damen fleissiger als die Herren gewesen, was letztere oft zu einem höheren Einsatz angespornt habe, notierte sich Samuel Moser nach erfolgter Ausbildung.
 

Pionierklasse 1974
Vor 50 Jahren – Gruppenfoto der Klasse aus dem Jahr 1974

Ein bisschen Nostalgie schadet nie

Natürlich kam auch der gesellige Teil beim Besuch auf dem Campus nicht zu kurz. Beim Apéro wurden Erinnerungen ausgetauscht. Zum Beispiel jene, an den legendären Ausflug nach Rheinfelden in die Brauerei Feldschlösschen. Nach dem Rundgang durch den Betrieb gab es Fleischkäse und Freibier. Ein Ausflug, der offenbar im besten Sinne nachhaltig war: Manche der damaligen Aspirantinnen und Aspiranten hätten danach sehr lange kein Bier mehr getrunken, erzählt man sich sich bis heute lachend.

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